Von Brasilien in den Rhein-Hunsrück-Kreis

Pilotprojekt ermöglicht Praktika für brasilianische Fachkräfte.

In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Porto Alegre hat der Regionalrat Wirtschaft Rhein-Hunsrück im Rahmen der Kampagne GELOBTES LAND zum Jahresende noch einmal das Engagement im Bereich Fachkräftesicherung durch ausländische Fachkräfte intensiviert und ein Pilotprojekt gestartet: Drei junge brasilianische Staatsbürger*innen erhielten die Möglichkeit, ein Praktikum im Rhein-Hunsrück-Kreis zu absolvieren. Ziel ist es, den Teilnehmer*innen einen Einblick in den deutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen und wertvolle Kontakte nach Deutschland zu knüpfen.

 

„Brasilien kann für Unternehmen aufgrund der gemeinsamen Auswanderungsgeschichte interessant sein, wenn es um das Anwerben von ausländischen Fachkräften geht“, erklärt Achim Kistner, Geschäftsführer beim Regionalrat Wirtschaft. „Sprachliche und kulturelle Hürden sind niedrig, das Interesse an Deutschland groß“, so Achim Kistner weiter. Die Verbindung zum Hunsrück besteht, seit vor 200 Jahren die ersten Menschen ihre Heimat verließen, auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Das Jubiläumsjahr wurde in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen und Projekten im Rhein-Hunsrück-Kreis gefeiert. Zum Jahresabschluss fand kürzlich eine festliche Veranstaltung im rheinland-pfälzischen Landtag statt, bei dem auch die drei Gäste aus Brasilien teilnehmen konnten.

 

„Entstanden war das Projekt aus einem Gespräch mit dem Goethe-Institut in Porto Alegre“, erklärt Hannah Wagner, Projektleiterin der Kampagne GELOBTES LAND. Relativ kurzfristig schrieb das Institut in Brasilien ein Stipendium für Flug, einen dreiwöchigen Deutschkurs in Frankfurt sowie die Unterbringung dort aus. „Im November erreichten die drei Teilnehmenden dann unsere Region, um zunächst intensiv Deutsch zu lernen und anschließend hier ab Anfang Dezember zwei Wochen in deutsche Unternehmen zu schnuppern“, so Hannah Wagner weiter. Kurzfristig erklärten sich verschiedene Unternehmen bereit, die Praktikant*innen aufzunehmen:  HAHN Automation Group, HW Elektrotechnik GmbH, die Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück, der Regionalrat Wirtschaft, die gfa GmbH und das MOXY Hotel in Simmern.

 

Malu Neufeldt, eine der Teilnehmenden, berichtet: „Die Region ist ruhig und unterscheidet sich stark von den Großstädten. Wir wurden von den Einheimischen herzlich empfangen, was unsere Erfahrung noch positiver machte und uns das Gefühl gab, zu Hause zu sein. Die Region ist zweifelsohne ein schöner Ort zum Leben und Arbeiten. Wir lieben diese Erfahrung und hoffen, dass wir eines Tages zurückkehren können!“
Untergebracht waren die Drei bei Gastfamilien aus dem Kreise des Vereins der Brasilienfreunde Simmern, die in diesem Jubiläumsjahr schon viele Brasilianer*innen beherbergten. „Ohne diese private Unterstützung wäre die Umsetzung in dieser Weise nicht möglich gewesen“, so Hannah Wagner.

 

Das Vorhaben könnte der Auftakt für weitere Initiativen sein, die es Brasilianer*innen ermöglichen, in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Angesichts des zunehmenden Bedarfs wird es in den kommenden Jahren unerlässlich sein, das Potenzial ausländischer Fachkräfte stärker in den Fokus zu rücken, um die Produktivität der Unternehmen und damit auch den Wohlstand in unserem Land langfristig zu sichern, so der Regionalrat Wirtschaft.

Rafael Lange Rabelo, der bei HW-Elektrotechnik und der HAHN Automation Group tätig war, fügt hinzu: „Der Deutschkurs war auch eine wichtige Vorbereitung für die folgenden zwei Wochen, die ich im Simmern-Hunsrück-Gebiet für ein Beobachtungspraktikum in zwei Unternehmen im Bereich Automatisierung gemacht habe. Da ich Mechatroniker von Beruf bin, war es wirklich eine wunderbare Erfahrung, das deutsche Arbeitsumfeld kennenzulernen und auch mich beruflich weiterzuentwickeln. Zusammenfassend war dieser Monat in Deutschland nicht nur beruflich, sondern auch persönlich wirklich wertvoll für mich. Ich würde zweifellos sehr gern wieder nach Deutschland kommen.“

 

Vinícius Gabriel dos Santos berichtet ebenfalls von seinen Erfahrungen: „In Brasilien bin ich Schulsekretär und studiere Chemie an der Universität, deshalb war ich die erste Woche beim Herzog-Johann-Gymnasium. Dort habe ich die Verwaltungsroutine beobachtet und konnte viel Fragen stellen. […] Die zweite Woche war ich in der Kreisverwaltung, das ist unterschiedlich in Brasilien, weil wir keine Kreisregierung haben, nur Stadt- und Bundeslandregierung. Zuerst bin ich im Fachbereich 13 gewesen, um Poststelle und Infocenter zu beobachten. Danach habe ich den Landrat getroffen und Teile der Kreistagssitzung angeschaut. Während der 5 Wochen haben wir viele Aktivitäten unternommen, zum Beispiel haben wir Weihnachtsmärkte in verschiedene Städte besucht und das Gespräch der “200 Jahre Auswanderung nach Brasilien” in Mainz im Landtag angeschaut.“

Der Regionalrat Wirtschaft freut sich über die Kooperation mit dem Goethe-Institut in Porto Alegre, die Unterstützung der Brasilienfreunde Simmern sowie der Unternehmen und hofft, auch weiterhin in Kontakt mit Brasilien zu bleiben und vielleicht auch den einen oder anderen Brasilianer oder die eine oder andere Brasilianerin als Fachkraft für Deutschland zu gewinnen.

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